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Warum nichts vorangeht – und was Dopamin mit echtem Antrieb zu tun hat

Du kennst das: Aufgaben bleiben liegen. Mitarbeitende zeigen keinen Drive. Und während du dich darüber wunderst, merkst du: Auch du schiebst eigene Themen immer wieder auf. Der Impuls fehlt – es wirkt zu groß, zu kompliziert. Also passiert: nichts.

Verantwortung beginnt bei dir

Wenn ein Thema wirklich Priorität hat, reicht es nicht auf bessere Umstände oder äußere Motivation zu warten.

Veränderung beginnt mit Eigenverantwortung – bei dir und bei deinen Mitarbeitenden. Ich habe das in 16 Jahren Berufserfahrung oft erlebt – und von vielen Führungskräften die letzten Wochen gespiegelt bekommen:

 

Alle kennen diese Situationen. Mitarbeitende, die ausweichen statt anpacken. Probleme sehen – aber keine Lösungen bringen. Führungskräfte wollen keine Personen verändern aber sie stellen sich die Frage: „Wie bringe ich meine Leute dazu, von sich aus ins Handeln zu kommen?“ Für mich bringt das der Neurobiologe Prof. Dr. Gerald Hüther super auf den Punkt:

„Menschen lassen sich nicht verändern. Aber sie lassen sich einladen, über sich hinauszuwachsen – wenn sie einen guten Grund dafür sehen.“

Was Veränderung wirklich auslöst

Unser Gehirn liebt Effizienz. Automatisierte Gewohnheiten sparen Energie – Veränderungen hingegen kosten Kraft. Wenn das Gehirn mit etwas Neuem konfrontiert wird, das es nicht sofort einordnen kann, wertet es die Situation potenziell als Gefahr. Das aktiviert das sympathische Nervensystem: Stresshormone wie Adrenalin und Cortisol werden ausgeschüttet, und unser emotionales Alarmsystem, die Amygdala, schlägt Alarm. Die Folge ist eine evolutionäre Überlebensreaktion: Kampf, Flucht oder Erstarrung. Deshalb setzen viele Menschen erst dann etwas um, wenn der Leidensdruck groß genug ist.

1.) Veränderung durch Stress (Pain-driven)

In dieser sogenannten „Kampfreaktion“ entsteht kurzfristig Energie fürs Handeln. Aber: In diesem Zustand sind Denken, Lernen und Kreativität eingeschränkt – denn das Gehirn priorisiert Überleben, nicht Entwicklung. Veränderung aus Stress funktioniert also, aber sie ist selten nachhaltig – und oft belastend.

Sowohl Prof. Gerald Hüther als auch die Neurowissenschaftlerin Friederike Fabritius weisen daher auf eine zweite, deutlich stärkere Grundlage für Veränderung hin:

2. Veränderung durch Belohnung (Vision-driven)

Hier geht es nicht um äußere Anreize wie Geld oder Status, sondern um echte innere Motivation: Sicherheit, Sinn und das Gefühl, dass sich der Einsatz lohnt. Wird eine Aufgabe als bedeutsam erlebt, schüttet das Gehirn Dopamin aus – den Neurotransmitter für Antrieb, Motivation und Vorfreude. Gleichzeitig wird das parasympathische Nervensystem aktiviert und die präfrontale Großhirnrinde (Zentrum für Lernen und Selbststeuerung) eingeschaltet. So entsteht ein Zustand von Offenheit, Neugier und echter Veränderungsbereitschaft. Dieser Zustand bewirkt innerer Antrieb – ohne Druck, aber mit echter Wirkung.

Vom Stillstand zum Start: 3 Tipps, die wirklich etwas in Bewegung bringen

1.) Kenne deine Rolle: Du bist Impulsgeber, nicht Antreiber

Du kannst andere nicht verändern – aber du kannst Bedingungen schaffen, die Veränderung ermöglichen. Gib Raum und zeige Vertrauen. Menschen wachsen nicht durch Druck, sondern durch echte Einladung zum Handeln.

2.) Stell die richtigen Fragen

Veränderung beginnt oft nicht mit Antworten, sondern mit klugen Fragen. Wenn jemand (auch du selbst) im Problemdenken festhängt, frag:

  • „Woran genau bist du gescheitert – und was hast du daraus gelernt?“
  • „Was würde passieren, wenn es funktioniert?“

3.) Finde den echten Antrieb

Veränderung braucht inneren Sinn. Frag dich – oder dein Team:

  • „Was brauche ich, um loszugehen: Sicherheit, Begeisterung, Klarheit oder Herausforderung?“
  • „Was wäre mein persönlicher, lohnender Grund, über mich hinauszuwachsen?“

Mein persönliches Fazit

Vielleicht hilft dir ein kleiner Einblick in meine eigene Arbeitsweise, dich selbst oder deine Mitarbeitenden besser zu verstehen:
Ich habe einen starken inneren Antrieb – Stillstand frustriert und Herausforderungen mit Sinn motivieren mich. Routinen und wiederkehrende Aufgaben gehören dazu, sind aber nicht meine Stärke. Wenn ich verstehe, wofür es sich lohnt, kann ich komplexe Themen initiieren und mit Energie voranbringen.

Warum ich das erzähle?
Weil genau das der Schlüssel sein kann – für dich, für dein Team: Zu erkennen, was uns wirklich bewegt. Und wie unterschiedlich Motivation funktioniert.

Vielleicht hast du Mitarbeitende, die genau dort aufblühen, wo Prozesse verlässlich laufen, die nicht jeden Tag etwas Neues brauchen – sondern Stabilität und Klarheit schätzen. Auch das ist wertvoll und manchmal besteht Fortschritt genau darin, bestehende Stärken bewusst zu nutzen.

Quellen:

Hüther, G. (2016). Etwas mehr Hirn, bitte: Eine Einladung zur Wiederentdeckung der Freude am eigenen Denken und der Lust am gemeinsamen Gestalten. Vandenhoeck & Ruprecht.

Fabritius, F., & Hagemann, H. W. (2017). The Leading Brain: Powerful Science-Based Strategies for Achieving Peak Performance. TarcherPerigee.

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