Schon mal was von "Screen Apnoe" oder "E-Mail-Apnoe" gehört?
Gehörst du zu den Menschen, die ihren Arbeitstag vor dem Bildschirm beginnen und beenden? Ist die Zeit, die du während der Arbeit ohne Bildschirm verbringst, inzwischen so selten geworden, dass du sie an zwei Händen abzählen kannst? Die digitale Welt ist unser ständiger Begleiter, der uns nicht mehr von der Seite weicht. Einerseits ist es bereichernd durch Home Office weniger Zeit auf der Straße zu verbringen und mehr Raum für private Anliegen zu haben. Andererseits spüren viele den ständigen Druck, mit der rasanten Geschwindigkeit der digitalen Welt Schritt halten zu müssen. Vielleicht hetzt auch du von einem virtuellen Raum zum nächsten, beantwortest nebenbei E-Mails und verlierst dabei leicht den Überblick. Während du die nächste E-Mail öffnest, fällt dir plötzlich ein, dass du noch eine halbfertige Antwort in Teams abschließen musst, und eigentlich solltest du bereits an der nächsten Besprechung teilnehmen.
Hast du jemals wahrgenommen wie sich das auf deinen Puls ausübt? Da du nur ruhig am Schreibtisch sitzt, sollte dein Herz wohl nicht so häufig pro Minute schlagen wie bei einem Spaziergang. Neugierig? Bevor du weiterliest, empfehle ich dir für deinen nächsten Arbeitstag folgendes:
- Morgen stellst du dir aller halbe Stunde / Stunde deinen Wecker
- Notiere dir deinen Puls und ein Stichpunkt was dir zu deiner Atmung in diesem Moment auffällt
- Gerne teile dein Fazit / deine Erkenntnis hier im Artikel als Kommentar
Was ist nun diese „E-Mail Apnoe“?
Linda Stone prägte den Begriff „E-Mail-Apnoe“ erstmals im Jahr 2008, der später auch als „Screen-Apnoe“, zum Beispiel durch einen Artikel der New York Times im August 2023, bekannt wurde. Sie stellte fest, dass etwa 80 % der Menschen davon betroffen sein könnten, wenn sie Aktivitäten wie E-Mails oder SMS-Nachrichten nachgehen. Falls du das Selbstexperiment durchgeführt hast, muss ich dir die Definition des Begriffs nicht erklären. Für alle, die weniger motiviert waren, aber interessiert sind, der Begriff „E-Mail- oder Screen-Apnoe“ bedeutet, flaches Atmen oder Atemanhalten beim Versenden von E-Mails oder bei der Arbeit (oder dem Spielen) vor einem Bildschirm. Dieses Verhalten kann zu Sauerstoffmangel und verminderter Durchblutung des Gehirns führen, was zu Müdigkeit, Depressionen und Angstzuständen führt.
Linda Stone arbeitete über sieben Jahre bei Apple im Bereich Multimedia-Hardware, -Software und -Veröffentlichungen. 1993 wechselte sie zu Microsoft Research, wo sie unter Nathan Myhrvold und Rick Rashid die Virtual Worlds Group/Social Computing Group mitgründete und leitete, um das Online-Sozialleben und virtuelle Gemeinschaften zu erforschen. Im Jahr 2000 wurde sie von CEO Steve Ballmer zur Vizepräsidentin berufen, um die Beziehungen in der Branche zu verbessern und zur konstruktiven Weiterentwicklung der Unternehmenskultur beizutragen.
In der Zwischenzeit wurden einige Studien zu den Auswirkungen von übermäßigem Texten sowie übermäßiger Bildschirmzeit auf die neurologische Entwicklung, das Lernen, das Gedächtnis und unsere psychische Gesundheit erstellt. Im Folgenden fasse ich nur ein paar Fakten aus diesen Studien zusammen, die ich für motivierend genug halte, um dir einen Anstoß zu geben, deine Arbeitsgewohnheiten zu ändern oder deine Mitarbeiter dabei zu unterstützen:
- „Bei vielen Teilnehmern löste der Empfang von Textnachrichten Erregung aus, die sich durch Atemanhalten oder flaches Atmen sowie erhöhte Muskelspannung äußerte. Sie fanden heraus, dass die Teilnehmer beim Senden einer Textnachricht ihren Rumpf stabilisierten, ihre Nacken- und Schultermuskeln anspannten, ihren Kopf nach vorne bewegten und flach und schnell atmeten. Darüber hinaus nahmen ihre Herzfrequenz, die Hautleitung und die elektrische Aktivität in ihren Muskeln zu.“ (2009, Vorläufige Studie zu den psychophysiologischen Auswirkungen des Textens, I-Mei Lin von der National Chung Cheng University in Taiwan und Erik Peper von der San Francisco State University)
- Eine Studie des Institute of Neuroscience der University of Texas ergab, dass Menschen vor Bildschirmen fast 50 % weniger atmen, was die Kampf-oder-Flucht-Reaktion des Körpers auslöst, die sich auf den Cortisolspiegel, die Herzfrequenz und den Blutdruck auswirkt.
- Ein weiteres Forschungsergebnis zeigt, dass die Reduzierung der E-Mail-Nutzung am Arbeitsplatz zu einer deutlichen Steigerung der Produktivität und einer Verringerung des Stresslevels führt (2012, „A pace not dictated by electrons“: Eine empirische Studie über Arbeit ohne E-Mail, Mark, Voida und Cardello)
Bist du überzeugt davon, dass es möglich ist, die E-Mail-Nutzung / das Texten über Teams am Arbeitsplatz zu reduzieren? Ich persönlich glaube nicht daran. Auch wird unsere Arbeitswelt durch digitale Technologien wie Künstliche Intelligenz nicht langsamer. Daher ist es umso wichtiger, Eigenverantwortung zu übernehmen und auf uns selbst zu achten.
Was kannst du tun?
- Werde dir über deine Atmung bewusst.
- Beobachte, wie Hunde oder Kleinkinder atmen 🙂 und/oder lerne die natürliche Atmung.
- Nach einer Weile hast du deine Wahrnehmung so geschärft, dass du automatisch während der Bildschirmzeit deine Gewohnheiten nachhaltig verbesserst.
Dein Herz wird es dir danken, wenn es nicht bis ins Rentenalter übermäßig hart arbeiten muss. Auch dein Gehirn wird von regelmäßiger Sauerstoffzufuhr profitieren, und am Ende wirst du selbst davon profitieren.
Warum nicht nur dir etwas Gutes tun? Vielleicht steht der nächste Gesundheitstag in deiner Abteilung / deinem Unternehmen an. Gesunde Mitarbeiter sind glückliche Mitarbeiter. Warum also nicht als nächste Gesundheitsmaßnahme einen Atem Kurs für die Mittagspause oder als Kick-off für die Woche anbieten? Ein solches Angebot könnte nicht nur die Gesundheit und das Wohlbefinden der Mitarbeiter fördern, sondern auch die Arbeitsatmosphäre positiv beeinflussen. Na, wie wäre das? Ruf mich gerne einfach an oder schreibe mir.